WORKSHOP IN KLAGENFURT
ÄRZTE DES LKH WOLFSBERG
Dr. Georg Lexer
Mag. Karlheinz Simonitsch
Manuelle Intelligenz
Seit den 90iger Jahren gilt der Fragestellung des Zusammenwirkens von Fingerfertigkeit und menschlicher Intelligenz besonderes Augenmerk. Der Neurologe F. R. Wilson (Universität Kalifornien, S. Francisco) vertritt in seinem Buch „Die Hand – Geniestreich der Evolution“ die faszinierende These „Hände denken“. Sachkundig durchstreift er die Evolution, weist auf die Sonderstellung der Hand als entscheidendes Instrumentarium des menschlichen Körpers hin. Das zunehmend extrem erweiterte Bewegungsrepertoire der Hand mündet in kognitiven Möglichkeiten des Gehirns – führt in der Vernetzung von Hand und Gehirn zur Neuordnung von Schaltkreisen. Die dynamische Verflechtung von Hand, Denken, Sprache und letztlich auch der feinmotorisch ausgeführten Schrift drückt sich im Begriff manuelle Intelligenz aus.
Kreativität und Spiel
Entscheidendes Element aller Lernprozesse ist der kreative Impuls, der eine Verbindung zwischen Hand und intellektuellem Handeln aufweist. Laut S. Sarason definiert sich „kreative Arbeit“ als einen Prozess, der als gelungen erkannt wird, wenn das Produkt die Handschrift seines Schöpfers trägt. Nur durch kreatives Handeln kann ein Individuum sein Verständnis der Welt und seinen Platz in ihr bestimmen.“
Besondere Bedeutung für das Lernen und die Entwicklung ist auch dem spielerischen „Hand-tieren“
beizumessen.
Workshop „Kreatives Gestalten – manuelle Intelligenz“
Der Workshop basiert auf mehreren grundlegenden Überlegungen:
Die Zielgruppe sind Ärzte, großteils Chirurgen, die in ihrer täglichen Arbeitswelt auf den verlässlichen und adäquaten Einsatz ihrer wichtigsten „Werkzeuge“, ihre Hände, angewiesen sind. Die extreme Fingerfertigkeit ist Folge erlernter Bewegungs- und Denkmuster – demgemäß funktionelle Wechselbeziehung von Handbewegung und Hirnaktivität, wie es der Begriff manuelle Intelligenz zum Ausdruck bringt.
Workshop
Die feinmotorische Schulung im veränderten Tätigkeitsfeld des Zeichnens mit unterschiedlichen Materialien und Aufgabenstellungen sollte einen Bewusstseinsprozess in Bezug auf „Handhabung“ aktivieren. Es sollten neue „neurologische Chips“ im Sinne erweiterter
Erfahrungen erlebt werden.
Mediziner erlernen und üben derzeit einzelne Praktiken virtuell am Simulator. Dieses Lernen erfolgt unter Aufsicht und/oder Kontroll-Feedback in einzelnen Lernschritten. Folglich erfährt der Lernende keine „realen“ Grenzerfahrungen, er verlässt sich (passiv) auf das programmierte Sicherheitsnetz. Daraus folgt, dass reale Problem- und Konfliktsituationen, die bei Operationen zwangsläufig auftreten , nicht (mehr) geübt werden können, da das virtuelle Trainingsprogramm jederzeit – im Gegensatz zur realen Arbeitssituation – unterbrochen werden kann.
Die Aufgabenstellung im Kurs forciert die Selbstständigkeit. Der Teilnehmer muss auf sich selbst gestellt nach entsprechender Erklärung und Zielangabe ein Motiv/Thema bewältigen. Er befindet sich in einer Real- und Stresssituation und strebt danach, ein entsprechendes Ergebnis zu verbildlichen. Zudem wird die Erfahrung gewonnen, dass einerseits verschiedene Lösungsvarianten möglich sind anderseits problematische Zwischenstadien mittels kreativer Eingriffe neue Möglichkeiten eröffnen.
Die Aufgabenstellung ermöglicht keine Unterbrechung, ein halbfertiges Bild wird unmittelbar als inakzeptabel empfunden. Die Anschaulichkeit des Endprodukts hat Priorität.
Die Neuausrichtung der ärztlichen Aus- und Weiterbildung sollte einer Reform unterzogen werden. Oberstes Prinzip wäre die Kombination von virtuellem Lernen und Lernen an der Wirklichkeit.
Anzustreben sind Ausbildungsschwerpunkte wie
Der Kreativkurs zentriert sich auf die Thematik „Mensch“. Angestrebt wird die kreative Auseinandersetzung mit der menschlichen Figur aus subjektiver Sicht und deren Umsetzung als zeichnerisches und malerisches Ereignis. Eingeschlossen sind Fragestellungen mit kultur-philosophischem Hintergrund, kulturgeschichtliche Sichtweisen u.v.m. Diskussionsbeiträge und kunstgeschichtliche Aspekte sollten zu veränderten bzw. erweiterten „geistigen Bewegungsbildern“ führen.
Besonderes „ Augenmerk“ gilt der schwierigen Auge-Hand-Zeichnung. Diese ist nur auf Grund genauester Beobachtung einzelner Merkmale erlernbar und durchführbar. Diese „Schule des Sehens“ fordert ganzheitspsychologische Ueberlegungen, indem vom Ganzen zum Detail gearbeitet wird. Es zeigt diese Arbeitsweise, dass das ganze mehr als die Summe seiner Teile ist.
Nicht zu vergessen wären auch das spielerische Element bzw. auch das lustvolle Experimentieren, das einen freien Zugang zum Inhalt und die Konzentration auf manuelle Fertigkeiten zulässt.
Letztendlich sollte der Teilnehmer den Kreativkurs mit der Erkenntnis verlassen, in wenigen Einheiten Wesentliches begriffen zu haben.
Schon im Jahre 1936 vertritt der Chirurg E. Lexer (Klinik München) die Meinung, dass die Chirurgie drei Bereiche berühre: Wissenschaft, Handwerk und Kunst.
15/02 – 19/02 2009
Klagenfurt/Wölfnitz
Der Titel „Manuelle Intelligenz“ spricht die Idee an, dass Mediziner, die alltäglich mit dem Thema „Mensch“ konfrontiert werden, einen erweiterten Zugang zu diesem Thema erfahren. Neben der wissenschaftlichen und handwerklichen Tätigkeit sollte eine kreative Auseinandersetzung mit dem Menschen forciert werden.
Im Konkreten wird für Mediziner ein Aktkurs in 10 Einheiten angeboten. Bei diesem Intensivkurs sollten neue „Sichtweisen“ angeregt und vertieft werden.
Neben einem allgemeinen kunstgeschichtlichen Abriss werden spezifische Fragestellungen, wie die Körpersprache und Körperhaltung bis hin zu spezifischen maltechnischen Themen wie Proportionen, Perspektiven und Details bearbeitet.
Im Mittelpunkt „steht“ der männliche und weibliche Akt, der in verschiedenen Techniken als grafisches und malerisches Thema hinterfragt wird.
Evelyn Simonitsch-Kanduth
Feschnigstrasse 64, 9020 Klagenfurt
+43 - 650 346 5292
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!